Was ist neurozentriertes Training?

Neuroperformance, Neuroathletik oder Z-Health sind andere Begriffe für diese Methode. Entwickelt wurde sie von Dr. Eric Cobb um die Jahrtausendwende. Grundlage hierfür ist, das unser Gehirn permanent Unmengen an Informationen aus dem Körper und der Umwelt sammelt. Diese kommen zum größten Teil aus den Rezeptoren der Gelenke (ca. 25%), aus dem Gleichgewichtsorgan (ca. 35%) und den Augen (40%). Vereinfacht gesagt, teilt unser Gehirn diese Informationen grob in 3 Kategorien ein und bewertet sie. Die meisten Informationen werden neutral gewertet, das heißt, sie lösen im Gehirn keine besonderen Reaktionen aus. Sind die Informationen qualitativ schlecht oder überreizen sie, z.b. wenn ein Stein im Schuh ist, wir auf einem schwankenden Boot sind oder  die Informationen fehlen, weil plötzlich das Licht aus ist, so wertet das Gehirn dies als Gefahr. Folge sind z.B. Ausweichbewegungen, Schmerz  oder vegetative Reaktionen, was nicht unbedingt bewusst wahrgenommen wird. Wir laufen beispielsweise unrund und merken es nicht.  Andere Informationen signalisieren dem Gehirn jedoch, zu entspannen, was sich z.B. in verbesserter Beweglichkeit, weniger Schmerzen oder sicherem Gehen bemerkbar machen kann. Im neurozentrierten Training kann man durch einfache Testverfahren herausfinden, welche Reaktionen die jeweiligen Informationen über die Augen, das  Gleichgewicht und die Gelenke im Gehirn auslösen.  Im Training verbessert man zunächst die Bereiche mit den negativen Infos und nutzt die positiven, um im Alltag oder im Sport leistungsfähiger oder beschwerdefreier zu sein.

 

Beispiel: Man knickt relativ kräftig mit dem Fuß um, er wird aber nicht dick und es schmerzt nach kurzer Zeit auch nicht mehr. Die Rezeptoren im Fuß sind jedoch massiv überreizt worden,  das Gehirn hat eine Gefahr erkannt und ein Ausweichbewegungsmuster erstellt, welches man aber nicht unbedingt merkt. Ein paar Wochen später erleidet man einen Hexenschuss, der scheinbar keinen erkennbaren Grund hatte. Das Ziel ist es nun, herauszufinden, welche Bewegungsinformationen dem Gehirn negative Signale senden und fängt an, diese Bewegungen kontrolliert zu üben, bis sie wieder ein normales Niveau erreicht haben. Man übt dabei die Bewegungen, die negative Info liefern, bis sie im Test ein besseres Ergebnis erzielen.

 

Das Gute ist, das diese Übungen nicht anstrengend sind und nur geringen Zeitaufwand (einige Minuten, ggf. mehrmals am Tag) benötigen. Wichtig ist, dass man sie über einen gewissen Zeitraum sehr konsequent regelmäßig macht.  Das Aufwendige ist,  zunächst herauszufinden, welche Informationen aus den verschiedenen Bereichen negativ sind, denn meist ist es nicht so einfach wie im Beispiel.


Wie läuft ein neurozentriertes Training ab?

 

Zu Beginn braucht es eine ausführliche Aufnahme, auch Anamnese genannt. Patienten, die schon zu einer osteopathischen Behandlung waren, benötigen diesen Teil nicht mehr. Hier geht es dann nur noch um die aktuelle Problematik. Danach wird ein neurozentrierter Status erhoben, das heißt, es werden systematisch alle Gelenke bzw. Bewegungsmöglichkeiten, das Gleichgewicht und die Augen getestet. In der Regel testet man zunächst nur ein System, meist den Bewegungsapparat, später dann die anderen Bereiche, da es sonst übermäßig lange dauern würde und zudem sehr anstrengend werden kann. Es werden die Bewegungen gesammelt, die entweder in den Test eine verbesserte Performance zeigen oder die den Körper „blockieren“. Um einen guten Vergleich zu haben, wird immer derselbe Test genutzt. Dieser kann auch später zuhause zum Überprüfen verwendet werden.

 

Aus den Testergebnissen wird dann ein Trainingsprogramm zusammengestellt, welches mindestens 14 Tage regelmäßig am besten mehrmals täglich für ein paar Minuten durchgeführt werden. Dabei stehen die Aufarbeitungsübungen, sprich die, die dem Gehirn zunächst Alarm signalisieren, im Vordergrund. Der erste Folgetermin findet meist nach 14 Tagen statt, wo insbesondere die Bewegungen überprüft werden, die dem Gehirn Alarm gemeldet hatten. Abhängig vom Status zu Beginn kann aber auch schon ein Folgetermin jeweils 1 Woche später stattfinden, um die Systeme Gleichgewicht und Augen zu testen.

 

Abhängig von der Problematik und der Entwicklung kann ein regelmäßig überprüftes und angepasstes Trainingsprogramm stattfinden. Oftmals reicht ein Trainingsprogramm über 4-6 Wochen aus, um deutliche Verbesserungen zu erzielen oder beschwerdeärmer zu werden.  Danach wiederholt man das Programm nur noch alle paar Wochen, sozusagen eine Auffrischung. Bei komplexer Problematik kann es sein, dass das Programm immer wieder adaptiert werden muss, was dann aber auch in eher größeren Abständen stattfinden sollte. Dies ist zum Beispiel nötig bei übermäßiger oder einseitiger anhaltender Belastung oder in einer lang andauernden Rehabilitation.